Ausstellung »Einfach. Natürlich. Leben. – Lebensreform in Brandenburg 1890–1939«, 10.7.2015–22.11.2015, Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG), Potsdam

Heimland bei Rheinsberg: In Heimland (1909–1926), der einzigen völkischen Siedlung der Vorkriegszeit, verschmelzen lebensreformerische und völkische Ideen. Die Siedlung entsteht im Umfeld der Zeitschrift Hammer des antisemitischen ­Verlegers Theodor Fritsch. Sein Rezept gegen die Übel der Moderne besteht in genossenschaft­licher Bodennutzung und naturnaher Integration von Wohnen und Arbeiten mit dem Ziel einer umfassenden »Volkserneuerung«.
In Fritschs Konzept einer Stadt der Zukunft von 1896 verbinden sich Ideen der Gartenstadt mit utopischen Infrastrukturideen. Die Zonung seiner Gartenstadt ist funktional und spiegelt die gesellschaftliche Schichtung der Bewohner. Von dem Plan wird in Heimland nur die ringförmige Anlage der Siedlung realisiert. 1910 richtet man ein Gästehaus ein, doch Pläne für eine Reformschule, Bibliothek und Altersheim können nicht mehr umgesetzt werden. Die Siedlung scheitert am unfruchtbaren Boden, der Entfernung von Berlin, Frauenmangel und der ökonomischen und landwirtschaftlichen Unerfahrenheit der Siedler.