
Adolf Reichwein
in Tiefensee:
Adolf Reichwein wird nach einer erfolgreichen Karriere in der Arbeiter- und Erwachsenenbildung und als Ministerialbeamter im preußischen Kultusministerium 1933 in die einklassige Dorfschule in Tiefensee versetzt, wo er bis 1939 als Lehrer wirkt. Hier entwickelt er ein reformpädagogisches Unterrichtsmodell, das auf Projektunterricht, lebensnahes, anschauliches und praktisches Lernen setzt. Er führt den Ganztagsunterricht und das Fach Werken ein und integriert den Schulbetrieb in das bäuerliche Dorfleben. Seine Tiefenseer Erfahrungen schreibt er 1937 in Schaffendes Schulvolk nieder, das ein Standardwerk der Reformpädagogik werden soll.
Daneben ist Reichwein ein Pionier des Einsatzes von Film im Unterricht. 1934 wird die Dorfschule zur offiziellen Versuchsschule der neugeschaffenen »Reichsstelle für den Unterrichtsfilm«. Im Schattenkabinett des oppositionellen Kreisauer Kreises ist Reichwein für den Posten des Bildungs- und Kulturministers vorgesehen. Im Oktober 1944 wird er in Plötzensee hingerichtet.