Anlässlich der Dessauer Matthisson-Ausstellung erschien ein reich bebilderter Katalog. Team VIERZIG A war verantwortlich für die Gestaltung und den Satz der Publikation. Darüber hinaus übernahm Team VIERZIG A die Fotoarbeiten (Objekte). Im Rahmen der Ausstellung erschienen weitere Werbemittel (Flyer, Plakate, Einladung, …).
Friedrich von Matthisson gehört um 1800 zu den populärsten und erfolgreichsten Dichtern Deutschlands. Seinen Lebensmittelpunkt findet der Sohn einer Pastorenfamilie über 20 Jahre in Dessau und Wörlitz: zunächst als Lehrer am Dessauer Philanthropinum, von 1795 bis 1811 im Dienst der Fürstin Louise von Anhalt-Dessau, von 1828 an bis zu seinem Tod im Kreis der Gärtnerfamilie Schoch. Aus Anlass der 250. Wiederkehr seines Geburtstages belegt die Ausstellung mit einer Fülle erstmals gezeigter Exponate aus rund zwanzig Institutionen Deutschlands das Wirken des Dichters in seiner Zeit und Landschaft. Es ist die erste Matthisson-Ausstellung seit über 80 Jahren. Im Zuge des von der Landesinitiative »Sachsen-Anhalt und das 18. Jahrhundert« veranstalteten Themenjahres »Geselligkeiten« wird der heute weithin vergessene Dichter als Künstler und Aufklärer neu für Dessau und das Gartenreich entdeckt, dem er wie kein zweiter Dichter verbunden war.
Netzwerker der Freundschaft
Als ein vielreisender und vielfach wissenschaftlich interessierter Schriftsteller steht Matthisson mit nahezu dem gesamten führenden deutschsprachigen literarisch-künstlerischen Personenkreis um 1800 in Verbindung. Für Wörlitz und die Dessauer Aufklärung ist dieser gesellige Dichter das, was man heute einen »Multiplikator« nennt, ein Propagandist in Wort und Tat, der erstklassige Besucher nach Anhalt zieht. 336 Einträge zählt sein in Dessau überliefertes Stammbuch, das Jean Paul eine »Westminster-Abtey« der besten Köpfe der Zeit nennt. Unter den 281 Inskribenten – ein Viertel davon sind Frauen – finden sich Goethe, Schiller, Wieland und Herder, Klopstock und Lavater, Bürger, Lichtenberg, Gleim, Johanna Schopenhauer und Henriette Sonntag sowie zahlreiche weitere Persönlichkeiten aus Wissenschaften, Künsten und Politik.
Vorleser und Reisegesellschafter
17 Jahre dient Matthisson von 1795 an als »Lector und Reise-Geschäftsführer« der Dessauer Fürstin, als Vorleser also und Gesellschafter. Nahezu sieben Jahre verbringt der bei Dienstantritt 33-Jährige gemeinsam mit seiner Herrin auf Reisen, die vor allem nach Südwestdeutschland, in die Schweiz und nach Italien führen. Fahrten, in deren Verlauf Matthisson als vorauseilender Quartiermacher, als Leibsekretär und Vertrauter Louises dient. Auf Reisen und in Wörlitz sorgt der Dichter allabendlich für die „gesellige Lektüre“, indem er aus gemeinsam ausgewählten Büchern vorliest. Er betreut die Privatbibliothek der Fürstin, erledigt Bucheinkäufe und überträgt Louises Tagebuch in eine Reinschrift, die der Nachwelt zumutbar ist. Ein gemeinsamer Freundeskreis vereint die Fürstin und ihren Dichter mit den Schriftstellern Friederike Brun, Elisa von der Recke und Karl Viktor von Bonstetten.
Werk und Wirkung
Natur, Freundschaft, Liebe: Das sind die Grundthemen der Dichtung Matthissons. Und es sind die Grundthemen der Dichtung seiner Zeit überhaupt, poetische Medien der bürgerlichen Freiheit. Was haben Matthissons Verse zu bieten? Musikalität und Festlichkeit. Einen empfindsamen Klassizismus und eine gefühlvolle Vorromantik. Landschaftsmalerische Szenerien, die mit bühnentechnischer Genauigkeit melancholische Stimmungen hervorzurufen wissen oder mit wohlklingenden Worten vornehm zu unterhalten suchen. Es haucht und taucht, blüht und glüht in diesen Versen. »Gleich der horazischen Biene fliegen Sie nur auf die auserlesensten Blumen, und sammeln überall nur die schönsten Blüthen« schreibt August Rode 1797. Die »Elegie in den Ruinen eines alten Bergschlosses geschrieben« (1786), „Adelaide“ (1788) und »Kinderjahre« (1790) sind seine im deutschen Publikum populärsten Gedichte. Mit Matthisson beginnt aber auch eine Kunstdichtung, die im 19. Jahrhundert auf August von Platen und Conrad Ferdinand Meyer, im 20. Jahrhundert auf Georg Trakl und Gottfried Benn verweist.